Fabel
Fabel; (lat. fabula: Geschichte, Erzählung, Sage) ist eine kurze Geschichte mit der Absicht, durch Tiere, aber auch Pflanzen, Dinge oder Mischlinge in der Bildebene menschliche Eigenschaften und Handlungen darzustellen. Die oft einschichtigen Charaktere erschließen zum Ende in der Sachebene meistens eine allgemeine Wertvorstellung und Moral.
Es ist eine uralte Tradition, die sich schon vor dem Altertum entwickelte. So haben z.B. die Sumer im 3. Jahrtausend v. Chr die „Fabel vom klugen Wolf und den neun dummen Wölfen“ zum Lernen der Keilschrift geschrieben. Aus Levante, Mesopotamien, Anatolien, Hethiter (ca. 1400 v. Chr.), Ägypten, Assyrien, (833 v. Chr.) und der altindischen „Panchatantra“ sind Texte und Bilder von Fabeln erhalten.
Die Fabel vom klugen Wolf und den neun dummen Wölfen
Neun Wölfe hatten gemeinsam zehn Schafe, die sie nicht gerecht aufteilen konnten. Sie gingen zum klugen Wolf, der ihnen folgende, ihm gefallende Lösung vorschlug: „Ihr seid neun und erhaltet eins, macht zehn. Ich bin allein und erhalte neun, macht ebenfalls zehn.“
Die europäische Fabeldichtung hat Äsop (bzw. Aesop, Aisop) um ca. 600 v. Chr. begründet und sie wurde von vielen Dichtern weiter entwickelt. Er schrieb als antiker griechischer Dichter auch Gleichnisse und lebte als Sklave auf Samos. Im 17. und 18. Jh. belebten La Fontaine und G. E. Lessing die Fabeln Äsops neu.
Charakteristische Merkmale einer Fabel sind: meistens ohne Ortsangabe, Handlungen mit bekannten Tieren und menschlichen Verhalten, bzw. Eigenschaften, lehrreich und unterhaltend, macht keine direkte Kritik an realen Persönlichkeiten, geschieht in einer kurzen Zeitspanne und hat eine Haupthandlung in einfacher Sprache.
In den Tierfabeln kommen der Löwe, Wolf, Fuchs und die Eule oft vor. Die Eigenschaften gleichen sich in fast allen Fabeln. Der Fuchs ist der Schlaue, Listige, der auf seinen Vorteil sucht. Die Eule hat Weisheit und Klugheit. Die Gans steht für Dummheit, der Löwe hat Ehre und Mut, die Schlange ist von hinterhältiger Falschheit, die Maus ist klein und mit Angst und alle stellen die Charakterzüge von Menschen dar.
Namen und Charaktereigenschaften der Fabeltiere nach der deutschen Tradition
Tier | Name | Charakter, Eigenschaften | Anmerkungen, Quellen | ||||||||||||
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Affe | Martin | eitel, intrigant | |||||||||||||
Bär | Braun | stark, kriegerisch, tumb, unklug, | s.a. bei Meister Petz | ||||||||||||
Bär | Meister Petz | freundlich, gutmütig, leicht naiv, einfältig | s.a. bei Braun | ||||||||||||
Biber | Bokert | arbeitswütig | |||||||||||||
Dachs | Grimbart | bedächtig, nachdenklich, ruhig | |||||||||||||
Ente | Tybbke | dumm, einfältig, achtlos | |||||||||||||
Esel | Boldewyn | störrisch, faul | |||||||||||||
Fähe | Ermelyn | listig und schlau | |||||||||||||
Fuchs | Reineke | schlau, listig, durchtrieben, hinterlistig | „Matten Has“ von Klaus Groth | ||||||||||||
Gans | Adelheid | geschwätzig | auch: Alheid, „Zu guter Letzt“ von W. Busch | ||||||||||||
Häher | Markart | vorlaut, aufmüpfig | Rabenvogel | ||||||||||||
Hahn | Henning | eitel, schlau, hochnäsig, stolz, hochmütig | |||||||||||||
Hase | Meister Lampe | ängstlich, vorsichtig, vorlaut | |||||||||||||
Henne | Kratzefuß | eitel, einfach, einfältig, dumm | |||||||||||||
Hund | Hylax | treu, sorglos, freundlich und gutherzig | „Der Wolf und der Schäfer“ von Lessing | ||||||||||||
Hündchen | Wackerlos | affektiert | |||||||||||||
Igel | Arbnora | introvertiert | |||||||||||||
Igel | Swinegel | schlau, klug | „Der Hase und der Igel“ von Bechstein | ||||||||||||
Kaninchen | Äugler | vorlaut, frech | |||||||||||||
Kater | Hinze | eigenwillig, eigensinnig, sturr | |||||||||||||
Katze | Murner, Murr | schläfrig | |||||||||||||
Krähe | Merkenau | naiv, naseweis, leichtgläubig | |||||||||||||
Kranich | Lütke | bürokratisch, starrsinnig | |||||||||||||
Lamm | Lamb | unschuldig, wehrlos, rechtlos, dumm | auch: Schaf | ||||||||||||
Leopard | Lupardus | gerissen | |||||||||||||
Löwe | Nobel | stolz, mächtig, gefährlich, königlich, stark | Leo, Leu, König, „Der Löwe und die Maus“ Äsop | ||||||||||||
Luchs | Lynx | vorsichtig, klug | |||||||||||||
Rabe | Pflückebeutel | eitel, dumm, besserwisserisch, diebisch | „Vom Fuchs und Raben“ von Äsop | ||||||||||||
Storch | Adebar | stolz, hochmütig, gelehrt | auch: Meister Adebar, bringt die Kinder | ||||||||||||
Widder | Bellyn | ängstlich, schwach, aber klug | „Der Wolf und das Schaf“ von Lessing | ||||||||||||
Wolf | Isegrim | lügt, gierig, rücksichtslos, böse | |||||||||||||
Wölfin | Gieremund | böse, dem Bauch gehorchend | |||||||||||||
Ziege | Metke | meckernd, stur, naiv, unzufrieden | „Die zwei Ziegen“ von Albert Ludwig Grimm |
„Auch der Adler fliegt nicht höher als die Sonne.“
Zitat aus: Russland
„Es gibt zwei Arten von Ratten, Die hungrigen und die satten.“
Zitat von: Heinrich Heine
„Was dem einen sein Uhl, ist dem anderen sein Nachtigall.“
Deutsches Sprichwort
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